Naheliegende Fragen drängen sich auf:
Macht es Sinn, Hölderlin heute noch zu hören ?
Oder gar auf ihn zu hören ? Und wenn ja, was hat er uns noch zu sagen ?
Wie verführerisch ist Hölderlins wortgewaltige Sprachkunst für die Psyche der Hörenden ?
Ist er nicht selber zum Opfer seiner Philosophie geworden ? Hat die Geschichte des Idealismus nicht gezeigt wie gefährlich dieser politisch werden kann ?
Was hat Hölderlin gemeint, wenn er in seinem Briefroman HYPERION von der Notwendigkeit einer »neuen Kirche« spricht ?
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Ziel dieses Projektes ist es, eine breite Diskussion zur Auseinandersetzung mit solchen Fragen in Gang zu setzen. Bei genauerem Hinsehen zeichnet sich nämlich ab, dass die Dimension von Hölderlins Denken und Wirken weit über die heutige Zeit und über nationale Grenzen hinaus reicht. Seine Erkenntnis, dass die neuronalen Prozesse im Gehirn getaktet interagieren, ist nur ein Beispiel dafür. Mit an der Spitze seiner Besorgnis aber steht, dass die Entwicklungen der Neuzeit unser »Menschsein« gefährden, wenn wir glauben, das »Mysterium Mensch« mit Hilfe der Wissenschaft und speziell der Hirnforschung »entzaubern« zu können.
Unter dem Motto »Hölderlin heute hören« soll dieses Projekt auch dazu beitragen, bei einem breiteren Publikum Interesse für Hölderlins Werk zu wecken und seine Inhalte im Hörer reifen zu lassen. Das abschließende Hölderlin-Zitat aus einem Brief an seinen Bruder Karl im Jahr 1793, bezeichnet dies als sein »heiliges Ziel«. Und heutige Vervielfältigungs-Technik ermöglicht es, auf silbernen Scheiben »dem Volk ins Lied gehüllt die himmlische Gabe zu reichen«.
»Dies ist das heilige Ziel
meiner Wünsche und meiner Tätigkeit - dies,
dass ich in unserem Zeitalter die Keime wecke,
die in einem künftigen reifen werden!« |